Warum es Sinn macht, die Hilfsnaht für die Raffung genau zu positionieren.

Für den Königin-Luise-Ball in Berlin habe ich mich mit einem Empirekleid auseinander gesetzt, dass ich für den Ball nähen wollte. Eine gute Gelegenheit, das Nähverständnis zu erweitern. Wie heißt es so schön, Versuch macht „kluch“.

Ein fertiges Schnittmuster bildete das Grundgerüst, allerdings schwebten mir ein paar Änderungen vor, die sich aus der Stoffart ergaben. Den zarten Baumwollmix wollte ich im Oberkörperbereich doppelt legen, da man sonst alles darunter Liegende allzu gut durchscheinen sieht . Was nicht ganz in meinem Sinne ist 😉 Im Schnittmuster war kein Stofffutter vorgesehen, weil ein dichterer Baumwollstoff gewählt werden sollte. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als mittels der bisherigen Näherfahrung und dem Verstand es auf eigene Faust mit dem lichten Baumwollbatist zu probieren.

Das doppelt Legen des Stoffes funktionierte bei Brust und Rückenteil ganz gut. Zweimal ausschneiden, bildete keine Problematik. Dann aber kamen die Ärmel ins Spiel, was die Vorstellungskraft schon mehr herausforderte. Ohne Futter wusste ich, dass man die Teile entsprechend der Nahtzahlen aneinander steppt. Da ich mich an keine vorgegebene Reihenfolge halten konnte, musste ich mit provisorischen Steckversuchen eine Lösung finden. Die Ärmel ließen sich auf jeden Fall wie bei der einlagigen Vorlage befestigen, allerdings blieb die Naht sichtbar. Vermutlich ist die Reihenfolge des Annähens der Einzelteile entscheidend.

Unter der Brust sollte sich das Kleid raffen, also schmale Stoffausbeulungen zeigen. Gleichzeitig endet hier der doppellagige Stoff, dessen Ende ich zunächst sichtbar lassen wollte. Um die Raffung vorzunehmen, nähte ich pi mal Daumen von der Endkante entfernt die Hilfsnaht mit extra großen Stichen. Zieht man vorsichtig an den Endfäden der Hilfsnaht, kann man den Stoff einfacher kräuseln. Allerdings stellte ich jetzt erst fest, dass es mir besser gefiel, die Kräuselung direkt auf der Endkante anzubringen und mit einem Zierband zu überdecken. Das ließ sich auch umsetzen. Nur konnte ich beim Lösen der Hilfsnaht, die nicht wie sonst genau dort lag, wo auch die Abschlussnaht liegen sollte, feststellen, dass zarte Stoffe die Stiche und Fältchen noch zeigen, auch wenn der Faden gezogen ist. Schöner ist es also, möglichst vorher genau zu planen und die Hilfsnaht zum Raffen direkt dort zu Platzieren. Dann braucht man sie auch nicht zu entfernen. So lernt man bei jedem kleinen Nähprojekt dazu.

Damit das Ganze mehr Form annimmt, folgen hier ein paar Fotos mit dem Kleid im Einsatz auf dem Königin-Luise-Ball in Berlin 🙂

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2 comments

  1. Hallo Angelika, super gemacht:-) und ein kleines Nähprojekt war es ganz bestimmt nicht. Hoffe das noch ein Foto kommt wo Du das schöne Kleid trägst.
    Liebe Grüße aus Kapellen
    Karin Hasenrahm

    1. Liebe Karin,
      vielen Dank für das Lob 🙂 Ich habe mich riesig darüber gefreut.
      Und natürlich gibt es auch ein Foto.
      Liebe Grüße, Angelika

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